Road to Svendborg

Silverrudder 2018 – Road to Svendborg

Silverrudder 2018

Es war diese WhatsApp von Thomas aus der „Ostsee Mini Segler“ Gruppe: „Save the Date. Am Freitag, den 03.11.2017 um 17 Uhr startet die Anmeldung für Silverrudder 18. Ich werde melden….“. Katrin, die mich immer unterstützt und mir irgendwie alles zutraut, war natürlich sofort dabei. „…Dann haben wir ein Trainingsziel…“. Der Entschluss war gefasst.

Inzwischen ist unsere Vorbereitung vorangeschritten. Wir haben uns z.B. über Wind und Strömungen rund Fünen Gedanken gemacht: Die Vorbereitungen

Silverrudder Challenge of the Sea

Ich werde also beim „Silverrudder Challenge of the Sea“, eine Einhandregatta rund Fünen für 450 Boote, mitsegeln. Gestartet wird in Svendborg, ganz im Süden von Fünen. Dann geht es theoretische 134 Seemeilen einmal rum. Die Richtung wird kurz vor dem Start anhand der Wind und Wetterlage von der Rennleitung festgelegt. Dieses Jahr wurde Fünen im Uhrzeigersinn umrundet. Gestartet wird in 7 Gruppen. Zuerst startet die Gruppe „Kielboot Mini“. Das ist auch gleich meine Gruppe. Boote von 18,00 bis inkl. 25,00 Fuß. Also etwa bis 7,50 Meter Länge über alles. Die Polka hat 6,50 Meter, dass passt. Konkurrenten sind Seascape 18 und 24, ein paar Dehler Sprinta, J Boote oder andere kleine Boote. Es zählt nur, wer in seiner Gruppe als erstes über die Ziellinie fährt. Yardstick oder was auch immer ist völlig egal. Es gibt auch keine Tonnen, die umrundet werden müssen. Einzig und allein Fünen muss in der richtigen Richtung, OHNE Motor und nur mit Segelkraft, umrundet werden. Die Gruppe Kielboot Mini hat dieses Jahr etwa 60 Boote umfasst. Im 30 Minuten Takt starten dann die anderen Gruppen. Zuletzt die großen Multis.

Eine Woche ist um und ich konnte mir schon mal erste Gedanken zu dem Vorhaben machen. Viele von euch werden jetzt sagen, was macht der für ein Theater. Sind doch nur 134 Meilen und alles nahe der Küste. Kein Problem!!! Na ja, grundsätzlich habt ihr Recht. Ich segle seit etwa 12 Jahren auf der Ostsee. Nicht viel, immer im Urlaub und seit einigen Jahren auch zwischendurch am Wochenende. Die längste Tour war mal hoch in die schwedische Schärenwelt von Göteburg. 750 Seemeilen in 6 Wochen. Segelscheine habe ich bis zum SSS alle. Die Polka haben wir jetzt ne halbe Saison. Ein ganz anderes Boot als die Sunwind 311 „ARGO“, oder die Delanta 80 „Wasserläufer“ die wir vorher besaßen. Man hat fast das Gefühl, als müsse man das Segeln jetzt irgendwie neu erlernen. Oft sind wir nicht zum Segeln gekommen, ich bin also ein absoluter Anfänger auf einer Mini 6.50. Am meisten Sorgen macht mir der Einhandmodus. Die Delanta bin ich mal in Großenbrode aus dem See davor alleine in den Hafen motort und die Sunwind bin ich einmal aus der Kieler Förde raus nach Wendtorf gefahren. OK, ein wenig stolz bin ich darauf. Immerhin war Seitenwind. Einige Segler die mich sahen und merkten, dass ich alleine anlegen wollte, stürmten gleich an Deck und hofften auf Hafenkino. Vergebens, ein fehlerfreies Anlegemanöver.

Aber das sind zusammengerechnet nur etwa 6 Seemeilen Einhanderfahrung. Davon genau 0 auf der Polka. Und vor mir liegen 134 Seemeilen, bei denen der Motor nicht genutzt werden darf. Ich muss dabei mit ein bis zwei Nachtfahrten rechnen.

Den Rekord hält Morten Bogacki auf einem Mini. Er ist 2015 die Strecke in 23 Stunden, 6 Minuten und 18 Sekunden gefahren. Es wäre natürlich Unsinn zu meinen, an Mortens Zeiten rankommen zu können. Ihr könnt ja mal nach dem Namen googeln. Irgendwie hat er schon alles gesegelt und alles gut. Verfolgt habe ich sein Rennen rund Gotland diesen Herbst, als er im Orkan in die Danziger Bucht musste. Aber 30 Stunden, bei ausreichend Wind könnte ich mir vorstellen. Wenn ich das mit dem Schlafen geregelt bekomme.

Ja der Schlaf ist neben meiner fehlenden Einhanderfahrung meine zweite große Sorge. Minifahrer Schlafen auf ihren Offshore Rennen immer so um 15 Minuten, gehen ans Ruder, sehen sich um und dann evtl. wieder 15 Minuten. Insgesamt kommen da ein paar wenige Stunden am Tag zusammen. Aber reichen mir zwei Stunden Schlaf in 15 Minuten Phasen? Da sind wir bei meinem Ziel für mein erstes Einhandrennen. ANKOMMEN. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich will nur ankommen und das in der vorgegebenen Zeit. Jedes Boot, das gewertet werden will, muss bis Sonntag 12 Uhr zurück in Svendborg sein. Das ist mein erstes Ziel. Schön ist natürlich jedes Boot, welches nach mir zurückkommt. Aber nur nachrangig wichtig. Also wenn ich wirklich nicht mehr kann, kann ich auch mal den Anker irgendwo am Rand werfen und zwei, drei Stunden richtig schlafen.

Wir haben jetzt den 7. Oktober 2017. Über Dortmund hängen dunkle Regenwolken, es ist windig. Die beste Zeit, sich schon mal erste Gedanken über die Vorbereitung zu machen. Die Vorbereitung bestand bisher darin, dass ich das Buch von Jan Heinze, „Atlantikfieber Ein Mann – Ein Boot – Ein Ziel“ quasi aufgesogen habe. Seit gestern Mittag habe ich weit über die Hälfte gelesen. Er ist mit seinem Mini damals als aller Erstes 1000 Meilen um die Ostsee gesegelt und sagt recht eindeutig, dass man es tun muss und nicht warten sollte, bis die Vorbereitung perfekt ist. Sonst kann es passieren, dass man es nie tut. Jan ist 2015 die Minitransat als Selbstständiger und Vater von zwei kleinen Töchtern mitgesegelt.

OK. Soweit will ich es nicht bringen. Aber ich bin knapp 50 und eigentlich habe ich mal gesagt, Silverrudder 2018 könnte ich mir vorstellen und irgendwann mal etwas mehr. Ne kleine Regatta der Classemini? Ist jetzt aber egal. 2018 ist jedenfalls wieder ein Jahr verstrichen und ich bin wieder ein Jahr älter. Nennt man das eigentlich schon Midlifecrisis? Na egal, wenn das so ist, dann kann ich nur jedem raten, die so früh wie möglich zu bekommen. Ich denke, man sollte sich immer neue Ziele setzen, egal welches Alter!!! Zurück zur Silverrudder 2018. Noch liegt fast ein Jahr Vorbereitung vor mir, also Zeit satt. Aber woraus besteht denn eigentlich so eine Vorbereitung?

Zunächst muss ich mich anmelden. Letztes Jahr waren die Startplätze nach einem Tag vergeben. Also den Termin ins Handy speichern und vorher schon mal nachsehen, ob ich irgendwelche Unterlagen oder Sonstiges zusammentragen muss.

Dann muss das Boot vorbereitet sein. Haben wir ja eigentlich eh im Winterlager vor. Unser Segelmacher hat mir gestern das erste Bild unseres neuen Großsegels geschickt. Fast fertig. Es fehlen noch ein paar Beschläge. Den Code 0 mitsamt Furler haben wir auch bei ihm bestellt. Und neue Wanten und Stagen werden wir bestellen. Einen Code 5 versuche ich gebraucht zu bekommen. Den würde ich für eine Regatta schon sehr gerne haben. Zwei nicht abgelaufene Raketen und zwei Rauchfackeln werden verlangt und müssen noch besorgt werden. Lieber noch eine gute Taschen- und noch eine gute Stirnlampe. Einen Wecker, der mich nach max. 15 Minuten Schlaf sicher weckt. Wichtig ist sicherlich auch das Energiemanagement. Die meiste Zeit wird der Autopilot das Steuern übernehmen. Dann brauche ich einen Plotter, Funk und nachts die Dreifarbenlaterne im Masttop. Beim Antifouling bin ich noch unschlüssig. Jan Heinze schreibt in seinem Buch , dass Teflon als Antifouling 0,5 bis 1 Knoten Geschwindigkeit bringen kann. Aber Minifahrer tauchen andauernd und kratzen Zeug vom Rumpf. Also wohl doch besser Hartantifouling und nicht tauchen müssen?

Diese ganzen Gennaker und Spinnaker sind wir bisher auch noch nicht sehr oft gesegelt. Wir hatten sie zwar jeweils als Leichtwindsegel an Bord und haben sie bei Leichtwind auch genutzt, beim Mini fährt man die Dinger aber bis jenseits der 20 Knoten. Ich muss dringend versuchen an weitere Infos zu kommen, wie man einen Spi bei viel Wind setzt und besonders, wie man ihn unbeschadet wieder runter bekommt.

Ja und dann üben, üben und nochmals üben. Ne Halse mit Backstagen und drei Segeln, die hintereinander stehen, mache ich nicht mal so ohne weiteres und ohne Übung. Auch Segel setzen und bergen bei Wind ohne Motor kann, muss aber nicht klappen. Nicht zuletzt müssen wir die beiden Autopiloten ausprobieren und besser kennenlernen. Der eine kann sogar mit dem Windmesser zusammengeschlossen werden und fährt dann nach dem Einfallswinkel des Windes. Da fällt mir ein, die Masteinheit ist weg und muss erneuert werden. Katrin will mit mir zusammen üben. Ich stell mir das so vor, dass ich mir immer ein Segel oder besser eine Tätigkeit mehr bei Manövern vornehme und Katrin halt immer weniger macht, bis sie nur noch das Backup ist. Und wenn Katrin dann mal ein Wochenende keine Zeit hat, würde ich es schon mal ganz alleine versuchen wollen. Dafür müssen wir aber vorher noch das Einhandanlegen üben.

Um in den Regattamodus zu kommen, haben wir über die 24 Stundenregatta der Wassersportvereinigung Mönkeberg und der Möltenorter Segelkameradschaft nachgedacht. Mal sehen, ob die uns mitfahren lassen. Bei der Regatta geht es darum, in 24 Stunden möglichst viele, vorher festgelegte Häfen anzufahren und dort eine Postkarte in einen Briefkasten zu werfen. Wer am Ende die größte Strecke geschafft hat, hat gewonnen. Jeder Hafen darf nur maximal zweimal angefahren werden. Die Häfen sind über die gesamte westliche Ostsee verstreut. Also meiner Meinung nach ideal für einen Mini. Man kann wie beim Surfen immer halben Wind fahren und ist somit recht schnell unterwegs. Man darf aber auch nicht später als nach 24 Stunden ankommen. Dann ist man raus.

Die zweite Möglichkeit sind die Regatten zum „Ostsee-Cup“. Da gibt es diverse Regatten, die irgendwo im Seegebiet zwischen Wismar und Fehmarn gefahren werden. Zweimal steht z.B. jedes Jahr rund Fehmarn auf dem Programm. Der Fehmarnsund kann genau wie der kleine Belt ordentlich Strömung haben. Wäre sicherlich ein toller Übungseffekt, wenn uns die Regattaleitung gegen Wind und Strom durch den Sund fahren lässt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir ohne Vereinszugehörigkeit und ohne Messbrief bei allen Regatten zum „Ostsee-Cup“ mitfahren dürfen. Mal sehen, steht auf meiner ToDo Liste, das beim Veranstalter abzufragen.

Kurz vor dem Start müsste ich mir dann auch noch Gedanken machen, was man so alles mitnehmen will. Was esse ich, was trinke ich? Welche Kleidung nimmt man mit und wie hält man sich nachts wach? Red Bull? Nein, lieber Kaffee oder schwarzen Tee ;-).

Na alles in allem bin ich recht positiv gestimmt. Außerdem habe ich ja immer noch meine WhatsApp Gruppe „Ostsee Mini Segler“. 33 positiv verrückte Leidensgenossen. Einige von ihnen sind dieses Jahr unterwegs mit der Minitransat, oder teilweise sind sie in einem der Vorjahre mitgefahren. Oder andere, die „einfach“ nur jedes Wochenende über die Ost- oder Nordsee hämmern und jede Menge Tipps und Tricks haben, die sie gerne weitergeben. Viele sind die Silverrudder auch schon selber mitgefahren. Die kann man immer fragen.

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal, wenn ich hoffentlich über die erfolgreiche Anmeldung zur „Silverrudder – Challenge of the Sea“ berichten kann.

Euer Thomas

 

 

 

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