Stand der Dinge

Eine Hommage an die Polka

Die ewige Freude an dem Boot

Es ist immer das gleiche. Wir stehen staunend vor unserem Mini 6.50. Ja ok, beim ersten Mal war es anders, noch besonderer, noch viel emotionaler als heute. Katrin war damals schon eine Woche früher in der Marina wo die Polka auf einem Lagerbock abgestellt zum Verkauf stand. Hat sich danach bedeckt gehalten. „Guck‘s dir selber an. Ich sag nichts.“ Sehr willensstark die Katrin. Sie wollte sich nicht gleich Hals über Kopf verlieben. Sie war sich nicht sicher, ob die Beule im Kiel nicht doch was Schlimmeres war. Aber so ganz verstellen konnte sie sich dann doch nicht. Das da was ganz besonders steht, habe ich ihr schon ansehen können.

Ich bin schwächer, viel schwächer. Als ich die Polka da alleine auf dem Werftgelände in Travemünde stehen sah, mit ihrem schlanken Kiel und den weit ausladenden Rumpf, den flachen Aufbauten und der großen 730 auf jeder Seite, konnte ich nur noch denken wie ein Neandertaler. „Boa, haben!!!“

Details zur Polka gibt’s hier: Mini 6.50

Die Reparaturen sind im vollen Gange

Ja und Freitag war es wie fast immer. Wir waren mal wieder begeistert. Und irgendwie ist das ansteckend. „Euer Mini steht in der Lackierhalle.“ , begrüßt uns der Werftchef. „Das Loch an eurem Mini habe ich schon zu“ sind die Worte des Meisters. Und auf dem Weg in die Halle ruft uns ein freundlicher Mitarbeiter der Werft zu: „Ihr müsst in die Lackierhalle, da steht euer Mini gleich rechts“. Ich glaube, die haben alle Spaß an der Kiste. Übrigens, „Euer Boot“ sagt kaum jemand. Alle Sagen „Euer Mini“. Auch die ganzen anderen Minifahrer sprechen nur vom Mini und nicht vom Boot. Habe ich so noch nie erlebt, ist halt was ganz besonderes so ein Mini.

Wir biegen um die Ecke und Mein Herz geht mal wieder beim Anblick der Polka auf. Sie steht gleich rechts in der Ecke, zusammen mit zwei anderen Booten in der Lackierhalle. Das Loch ist fachmännisch geschlossen und war auch längst nicht so groß wie befürchtet. Sieht spitze aus. Natürlich kommt der Meister so schnell er kann und präsentiert uns stolz seine Arbeit. Währenddessen zeigt uns sein junger Kollege Bilder vom Mini seines Kumpels. Ein Proto. Den Besitzer kenne ich noch gar nicht. Der Mini liegt aber auch in Kiel.

Wie wir zu dem Loch in der Bordwand gekommen sind: Sturmschaden: Wer zahlt?

Mini 6.50
Das Loch ist gar nicht so groß

Freitag

Und dann machen wir uns ans Wochenendwerk. Gelcoat, Lack, Spachtel, Epoxi und Glasfasermatten. Das sind die Werkstoffe fürs Wochenende. Wir wollen die Wärme in der Halle nutzen.

Katrin bereitet die Stellen fürs Gelcoat vor. Hier und da muss noch mit dem Dremel nachgeschliffen werden. Dann alles mit Aceton reinigen und Gelcoat anrühren. Katrin spachtelt und ich klebe Klarsichtfolie auf die Stellen. Die großen Stellen spachteln wir mit Watertite. Genauso wie die Stellen, die ich am Unterwasserschiff beim letzten Besuch der Polka abgeschliffen habe. Außerdem muss der Kiel noch geflickt und in die richtige Form gebracht werden. Sah schlimmer aus, als es war. Ein bisschen Spachtel rein, trocknen, schleifen und der Kiel sieht wieder aus wie neu. Hätte sich Katrin damals doch direkt in den Kahn verlieben können;-}.

Ich beginne den Mastdurchbruch zu flicken.

Mastdurchbruch

 

Da war vorne eine dicke Stelle herausgebrochen. Kein Wunder. Die Wanten waren zu lang und damit war die Verstagung zu locker. Außerdem wurde das Babystag wohl gar nicht, oder nur sehr selten gefahren. Es gab nicht mal eine Leine ins Cockpit zum Spannen des Babystags. So schlecht verstagt kommt der Mast schon ganz schön in Bewegung. Vor allem bei hohen Wellen und viel Wind.

Zunächst befestige ich ein Brett von unten. Klebe das ganze Loch mit Packband ab und sprühe Bauschaum in das Loch. Damit will ich eine Form für die Laminierarbeiten herstellen. Der Schaum trocknet leider nur sehr langsam. Hier kann‘s erst morgen weitergehen.

BrettThomas klebt abBauschaumpilz

Dann fängt Katrin an, den Innenraum mit der Vorstrichfarbe zu streichen. Dummerweise habe ich noch Epoxi übrig und mache mich damit im Innenraum an ein paar schadhaften Stellen zu schaffen. Der daraufhin folgende Gestank ist gar nichts für Katrin. Ihr brennen die Augen und sie bekommt Kopfschmerzen. Trotz der Gasmaske. Als ich das Epoxi verbraucht habe, machen wir Feierabend. Ist auch schon fast acht Uhr geworden.

Samstag

Samstag ist die Halle schon deutlich ausgekühlt. Katrin macht sich wieder an den Innenraum. Blöde Farbe. Die deckt nicht richtig und man sieht nur schwer, wo man bereits gestrichen hat. Aber egal, die Deckkraft kommt mit dem Lack. Ich beginne mal wieder zu laminieren. Und zwar den Mastdurchbruch. Der Schaum hat gut funktioniert und ich lege Matte für Matte darüber und bepinsel das Ganze mit Epoxi. Beim Laminieren merke ich, dass es einfacher ist, das Loch komplett zu schließen. Ich schneide es Später mit dem Dremel mit einer Trennscheibe wieder auf. Ich bin ganz stolz auf meine Arbeit. Genauso wie auf die Matten, die ich innen verklebt habe. Die Bilge braucht auch noch ein paar Matten.

Mastdurchbruch

Zwischendurch suche ich die Gasmaske. Hab sie mal wieder verlegt. Weil ich viel zu hektisch beim Suchen bin, kippe ich die halbe Dose Vorstreichfarbe über die Holzverkleidung. Trottel! Zum Glück kann ich die Farbe aufnehmen und die letzten Spuren mit Aceton verschwinden lassen. Irgendwie reicht’s jetzt auch. Außerdem kommt Katrin’s Sohn zum Essen. Wir machen früh Feierabend und haben einen Abend lang Wochenende.

Sonntag

Sonntag soll‘s auch nicht so lange gehen. Ich muss ja noch zurück nach Dortmund. Wir machen erst mal klar Schiff. Dann fängt Katrin an draußen die Laufflächen zu reinigen und dann zu streichen. Das um die rote 730 bei den rauen Laufflächen sauber hinzubekommen ist gar nicht so einfach. Sieht nachher aber echt toll aus. Der Lack deckt ganz hervorragend. Endlich mal ne Arbeit, wo man den Erfolg so richtig deutlich sieht. Nachdem ich mit Schleifmaschine und Dremel die notwendigen Vorbereitungen gemacht habe, verschwinde ich bewaffnet mit einem Becher frisch angerührtem Epoxi, einem Stapel Glasfasermatten und meiner Gasmaske nach unten. Heute klebe ich die Treppe neu ein, Verstärke eine Relingstütze von unten, wo sich einiges an Kunststoff verabschiedet hat und mache den vorderen Bilgen Bereich stabiler.

 Und jetzt?

Und unser Fazit? Man sieht ausser der frischen Farbe auf dem Vorschiff zwar nicht viel, wir haben aber echt was geschafft. Bis auf ein paar Kleinigkeiten und ein paar Stellen glattschleifen sind die Kunststoffarbeiten durch. Nächstes Wochenende wollen wir noch den Rest des Decks streichen und den Mast fertig machen. Danach müssen wir nur noch alles wieder zusammenbauen. Wenn wir Zeit haben, Lackieren wir drinnen auch schon. Schön wäre es, wenn die Bilge gestrichen ist. Es ist noch lange nicht komplett fertig, aber segeln ist schöner als irgendwelche Schönheitsreparaturen zu machen. Und ganz besonders mit dem Mini machts natürlich auch noch doppelt Spaß.

Epoxi anrühren

In diesem Sinne, erstmal eine Woche zur Arbeit gehen und ausruhen.

Eure MINImalisten

 

 

 

 

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