Gedanken

Wer keine Probleme haben will, sollte nicht segeln gehen

Probleme lösen

Jeder Mensch hat 83 Probleme.

Die Geschichte dazu wird so erzählt:

Einmal kam ein Bauer zu Buddha. Der Bauer hatte viele Probleme, hatte von der Weisheit Buddhas gehört und beschossen, ihn um Hilfe zu bitten.

Er trug also seine nicht enden wollende Klage vor: Das Wetter war zu trocken oder zu feucht und die Pflanzen wuchsen nicht ordentlich. Er liebte seine Frau, aber sie war streitsüchtig. Seine Kinder waren eine Enttäuschung und nachdem sie nun groß geworden  waren, achteten sie den Bauern nicht mehr. Die Nachbarn redeten schlecht über ihn. Und so ging es noch eine ganze Weile lang weiter. 

Buddha sah den Bauern an und sagte:  „Ich kann dir leider nicht helfen. Alle Menschen haben 83 Probleme. So ist das einfach. Wenn du ein Problem löst, taucht ein neues auf. Ich kann dir nicht mit deinen Problemen helfen. Aber vielleicht kann ich dir mit dem Problem 84 helfen.“

„Was ist das Problem 84?“.

„Das Problem 84 ist, dass du keine Probleme haben willst.“

Das ist ja mal ein hilfreiches Konzept! Ich habe heute voller Elan zwei meiner aktuellen Probleme gelöst und warte nun ganz gespannt, welche zwei neuen Probleme wohl aufpoppen. Wenn ich schon 83 Probleme haben muss, dann doch bitte nicht immer die gleichen.

Segeln schafft Probleme

Erst braucht man ein Boot, dann muss man lernen, damit aus dem Hafen zu kommen und wieder rein. Segel setzen wär jetzt auch ganz schön. Dann will man weiter fahren und muss wissen, wie man navigiert. Hat man ein Problem gelöst, ist das nächste schon da. Wer keine Probleme haben will, sollte nicht segeln gehen. Wer aber segeln geht, lernt Probleme zu lösen.

Probleme erkennen

Segeln ist eigentlich ein sicherer Sport. Die meisten Unfälle passieren Anfängern und sehr erfahrenen Seglern. So wurde es uns jedenfalls beim ISAF-Sicherheitstraining gesagt. Die erfahrenen Segler trauen sich mehr zu und begeben sich in potenziell gefährlichere Situationen und die Anfänger sehen die Probleme schlicht nicht. 

Beim ISAF-Training hat eine unserer Schwimmwesten beim Sprung ins Wasser z.B. nicht ausgelöst. Die Gaspatrone war nicht fest eingeschraubt und das Co2 ging nicht in den Auftriebskörper sondern ins Wasser. Die Weste war in der Wartung und so ab und an schaue ich mir die Westen auch an, besonders wenn wir mit Gästen segeln. Anscheinend können die Patronen sich lockern? Jedenfalls ist das ein neues Problem, von dem ich bislang gar nicht wusste, dass ich es habe. Ich werde unsere Ausrüstung in Zukunft sicher gründlicher beobachten. Was ist mir noch entgangen? Segeln lehrt Probleme zu erkennen bevor sie entstehen. Mir war z.B. aufgefallen, dass die Motorplatte unseres Aussenborders Risse hatte. Aber das war vor der Fahrt ins Winterlager und wir dachten beide, die eine Fahrt hält das schon noch. Hat es nicht. Ich glaube, das kennt jeder Segler: “Hätte ich mich doch gleich drum gekümmert”. 

Probleme lösen

„Ein Problem ist halb gelöst, wenn es ganz klar formuliert ist.“

John Dewey

Thomas und ich sprechen an Bord viel durch. Mit der Argo früher zum Beispiel Hafenmanöver. Wo kommt der Wind her, wie breit ist die Gasse, welche Leinen nehmen wir wann weg. Wie rum fahren wir raus. Was kann schief gehen. Heute besprechen wir eher, wie wir die großen Vorsegel setzen und bergen oder was wohl die beste Fahrtenstrategie ist. Dabei ist es wichtig, möglichst genau zu benennen, wo die Schwierigkeit liegt. Mit “Letztes Mal hatten wir nach dem Setzen eine Eieruhr im Gennaker, warum?” ist man dichter an der Lösung dran als mit “Gennaker setzen ist doof”.  Das Warum ist wichtig und führt zur Lösung. Das ganze Gequatsche macht Segeln zu einem guten Partnersport. Über Segeln reden die Kerle gerne ;-).

Mein Problem ist auch dein Problem

Kaum irgendwo lernt man sich so schnell und gut kennen wie auf einem Boot. Und wenn du ein Problem mit meiner Unordnung hast, sollten wir darüber reden. Wichtig: Menschen können keine Gedanken lesen, wirklich nicht. Es hilft also ungemein, wenn auch diese zwischenmenschlichen Probleme ausgesprochen werden können. Auch sich auf von allen anerkannte Regeln zu einigen hilft. Wir hatten z.B. früher in der Crew sehr unterschiedliche Ansichten dazu, wann der Motor angeworfen werden sollte. Wir haben uns dann auf folgende Regel verständigt: Der Motor wird angeworfen, wenn wir unter Segeln nach 17 Uhr im Zielhafen ankommen würden, oder wenn wir 5 Minuten lang unter einem Knoten Fahrt machen. Ist so eine Regel erstmal aufgestellt, kann sie viele nervenaufreibende Diskussion sparen.

Vorausschau

Leider tauchen die Probleme bisweilen sehr plötzlich auf und die gehen auch nicht weg und manchmal sind sie auch wirklich dringend. Wasser im Schiff, Großsegel gerissen, aufgelaufen, Gewitter. Dann hilft kein Verdrängen, dann muss man ran, sofort. In so Situationen sind Thomas und ich ein gutes Team. Keine Panik, kein Jammern, nur machen. Weil es in Notsituationen schnell gehen muss, helfen hier Notrollen, die bereits im Vorfeld besprochen wurden. 

Kleines Boot – viele Probleme

Bei einem Mini 6.50 geht ständig was kaputt, aber beklagen tut sich eigentlich nie einer der Minifahrer die wir kennen. Wenn fragen sie nach Lösungen. Ich glaube, das macht die Mini-Segler so sympathisch. Ich versuche mir ein Beispiel daran zu nehmen.

Katrin
KatrinNeben dem Segeln mache ich noch begeistert Musik. Auf dem Blog bin ich für die Technik zuständig.

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Liebe Kartin! Lieber Thomas!
    schon eine ganze Weile verfolge ich Euren Blog und ich muss sagen, dass Ihr da
    einen ganz schön großen Erfahrungsschatz weitergebt – Vielen Dank dafür!
    Ich lerne diesen Winter für den SBF See und dann will ich mal sehen, welchen
    Problemen ich hier zur Lösung verhelfen kann…
    Was ich mich schon immer mal gefragt habe ist,wie lange so ein Mini 650 hält.
    Es sind ja immer wieder auch in Deutschland Boote aus den 90er Jahren (aktuell ist immerhin 2020) – also 30 Jahre alte Schiffchen im Angebot. Vielleicht ist das ja mal
    ein Blogthema?

    Grüße aus Bremen
    Johannes

    1. Hallo Johannes,
      vielen Dank für die Frage! Wir haben auch gleich mal einen Beitrag dazu geschrieben.
      Die Antwort ist natürlich ganz klar: Kommt drauf an…
      Viele Grüße
      Katrin

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