Logbucheintrag

Mann über Bord üben

Jahr:         
Datum: 19-06-2019
Ausgangshafen :          Zielhafen :
Distanz: 13 sm    signifikantes Wetter: Gewitter
Böenwalze

Mittwoch – wer übt hat mehr vom Segeln

Yachthafen Bagenkop

Auch heute sind wieder Gewitter angesagt.

Katrin: und ich habe von gestern noch genug davon.

Daher planen wir heute nur in der Nähe des Hafens zu kreuzen und dabei das ein oder andere zu üben. Beim ersten Anzeichen eines aufziehenden Gewitters wollen wir sofort zurück in den Hafen fahren. Zunächst üben wir das setzendes Code 0. Das Setzen des Code 0 klappt zwar, könnte aber noch flüssiger gehen.

Dann steht Wenden mit dem Code 0 auf dem Programm. Das klappt hervorragend.

Wir packen das Segel wieder ein und beginnen “Mann über Bord” Manöver auszuprobieren. Gar nicht so einfach mit dem Mini. Meistens sind wir zu zweit unterwegs. Da muss das gewählte Manöver einhandtauglich sein. Das Manöver auf Amwindkurs einfach in den Wind zu schießen und zu warten, bis man zurückgetrieben ist, funktioniert nicht. Wir sind zu weit entfernt. Da muss die Person im Wasser schon schnell reagieren und angeschwommen kommen. Mit aufgeblähter Schwimmweste ist das keine gute Option. Also geht ein sicheres Manöver nur mit Wende oder Halse. Einhand ist das bei mittlerweile gut 4 Bf Wind gar nicht so einfach. Immer muss man kurzzeitig den Blick von der Boje abwenden. Bei einer Halse passiert es schnell, dass man beim „Abtauchen“ zum Bedienen von Backstagen und Großschot, ein wenig die Orientierung verliert. Da müssen wir wohl noch weiter üben. Das Halsen muss quasi blind funktionieren. Einfach den Motor anzuwerfen ist keine Option. Bis der Außenborder im Wasser ist, der Benzinhahn, die Tankentlüftung und der Choke bedient sind, der Motor angeworfen ist und dann der Choke reingeschoben werden kann und wir zum “Über Bord gefallenen” fahren können, das dauert. Auch das Groß kann nicht einfach runter genommen werden. Man muss schon aktiv am Mast mithelfen um es runter zu bekommen. Also müsste beim Motoreinsatz auch noch auf ungewollte Halsen geachtet werden. Wir müssen weiter üben!

Wann sieht man eigentlich mal eine Crew, die eine Boje über Bord wirft und das Boje über Bord Manöver übt? Oft zum Beispiel vor Heiligenhafen, aber das sind die Crews, die sich für die SKS Prüfung vorbereiten. Private Crews sind uns noch nie beim Üben aufgefallen. Auch Hafenmanöver. Habt ihr schon mal gesehen, dass eine Crew den Einsatz von Leinen beim An- oder Ablegen ausprobiert, geschweige denn geübt hat? Aber warum ist das so? Sind wir beiden so schlecht und die einzigen die sich beim MOB unsicher sind, wenn Wind und Wellen stärker werden? Kann natürlich sein, glaube ich aber nicht. Man sieht es ja im Hafen. Da sind viele, oder eigentlich fast alle genau wie wir, alles andere als perfekt. Üben tut dennoch niemand. Oft sieht man hektische Betriebsamkeit. Gerne auch mal wird die Luvleine nicht ausgebracht. Haben wir diesen Urlaub allein zwei Mal gesehen. Wir sahen auch eine völlig überforderte Frau mit einer Leine in der Hand auf dem Vordeck stehen, die scheinbar absolut keine Idee hat, was sie mit dieser Leine anfangen soll, während der Mann am Ruder sitzt und wild nach vorne blökt. Warum reden die nicht vorher drüber? Wie soll die Frau Spaß am Segeln finden?

Bei uns ist es so, dass Katrin eher vorsichtig agiert. Sie will Dinge vorher ausprobieren und wissen wie das Boot reagiert. Dann macht sie auch alles selber und normalerweise deutlich besser als ich. Und dann tut sie es auch gerne. Aber erst einmal will sie sehen, wie es funktionieren soll und das es überhaupt funktioniert.

Katrin: Mit der Argo sollte ich am Anfang mit einer Männercrew an Bord ohne vorher zu üben in die Box fahren. Zum Ausprobieren, wie das Boot reagiert hatten die Herren keine Zeit und dabei habe ich zur großen Freude der Crew einen Pfosten getroffen. Es hat viel Überzeugungsarbeit von Thomas gebraucht, bis ich einen neuen Anlauf genommen habe Hafenmanöver zu fahren.

Also liebe Männer, wenn die Frau gerne mitfahren soll oder besser sie fährt und ihr wollt auch mal mitfahren, dann übt mit ihr Hafenmanöver und gerne auch alles andere. Es macht tatsächlich auch riesig Spaß, wenn man abends beim Hafenbier diskutiert, wie ein Manöver noch besser funktionieren kann. Und am nächsten Tag wird ausprobiert. So hat man einen gemeinsamen Sport und nicht irgendetwas wo der Partner nur aus Liebe mitmacht.

Segeln ist zwar ein recht ungefährlicher Sport, aber das MOB sollte man zu Beginn einer Saison auch mal geübt haben. Wenn es doch mal soweit kommt, sollte JEDER an Bord die Fähigkeit besitzen, möglichst schnell und möglichst ohne Verlust des Sichtkontaktes zurück zum Verunglückten zu kommen.

Nach drei Stunden Üben geht es zurück in den Hafen. Ich starte meine ersten Reparaturen am Boot. GFK ausbessern und Fallen auf andere Blöcke legen. Gefiel mir vorher nicht. Katrin geht baden. Ist mir viel zu kalt.

Wir grillen noch schnell am Grillplatz, wo heute eine Band Tanzmusik spielt. Nach einem kurzen Diskofox verdunkelt sich allmählich der Himmel. Dann gibt es das angekündigte Gewitter. Der Stegnachbar meldet nachher 9 Bf. Wir sind froh, das Gewitter in unserer trockenen, wenn auch kleinen Kabine und nicht draußen auf See zu erleben.

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