Logbucheintrag

Segeln im Gewitter

Jahr:         
Datum: 18-06-2019
Ausgangshafen :          Zielhafen :
Distanz: 39 sm    signifikantes Wetter: Gewitter
Gewitterwolke

Dienstag – schön, dass immer jemand für uns da ist

Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Noch schnell einen Kaffee trinken, duschen und los geht’s. Wir treffen den Hafenmeister Tim im Hafen. „Kein Problem, das kriegen wir hin. Ich frühstücke noch schnell. Legt euch ruhig schon unter den Kran!“

Kennt ihr das? Plötzlich ist  jemand da, der dein Problem wie selbstverständlich löst. Wir kurven den ganzen Tag durch die Förde und für Tim regelt das mal eben nach dem Frühstück. Tim ist kurz an seinem Kran hochgeklettert und hat das neue Fall angeknotet. Und dafür wollte er genau… nichts, haben. Ich konnte immerhin 20 € in die Kaffeekasse werfen. Tim und seine Kollegen haben uns schon so oft geholfen. Wer in Kiel ein Winterlager sucht, sollte unbedingt mal zur Schwentinemündung gehen!!

Hier noch ein kleiner Appell an alle gestressten Segler, die immer alles sofort fertig haben wollen und wenn das nicht geht, gleich rummaulen. Euer Problem ist euer Problem nicht das der Leute vom Bootsservice, Winterlager, Ersatzteilverkauf oder Hafen. Trotzdem sind die meist sofort für uns da, wenn wir ankommen. Die haben immer eine Idee, die können improvisieren und uns so doch noch unseren Urlaub retten. Auch das sind nur Menschen, die ihren Job machen. Die meisten helfen gerne, aber nicht, weil wir das erwarten sondern weil die ihren Job gut machen wollen. Ohne sie, wäre für uns schon der ein oder andere Urlaub ins Wasser gefallen. Also schluckt euren Frust runter, und denkt erst drüber nach, ob rummuffen wirklich hilfreich ist.

Das soll jetzt auch nicht heißen, dass man sich alles gefallen lassen muss, aber zumindest sollte man wenigstens einmal darüber nachdenken, ob die eigene Lautstärke in diesem Moment angemessen ist. Wenn zu viel Wind ist, müssen wir ja auch mal einen Tag im Hafen bleiben und manchmal ist jemand anderes vor uns da, der es genauso eilig hat wie wir.

Heute ist unser Ziel Bagenkop. Die Vorhersagen melden drei Beaufort, wir sollten abends pünktlich da sein. Die meiste Zeit fahren wir hart am Wind und können nur kurz den Code 0 zu Hilfe nehmen. Dennoch bringen wir es bei wenig Welle permanent auf 5-6 Knoten.

Nachmittags sehen wir über dem Festland ein Gewitter. Es baut sich schnell auf und sieht schon sehr imposant aus. Auf Höhe Eckernförde ändert es seine Richtung. Es zieht jetzt nicht mehr die Küste nordwärts entlang, sondern biegt hinter uns über die dänischen Inseln in Richtung Nordost. Es geht über Ærø grummelnd und blitzend an uns vorbei.

Das nächste Gewitter zieht vor uns durch. Es ändert dabei seine Richtung nicht und bleibt auf Nordkurs. Danach wird der Himmel wieder klar und wir freuen uns schon, verschont geblieben zu sein. Zu früh. Als wir bereits die Masten der Boote in Bagenkop erkennen zieht südlich von uns ein weiteres Gewitter auf. Es sieht aus wie eine graue Wand und selbst die Regenschwaden haben dieselbe dunkle Farbe wie die Wolke und das darunter liegende Meer.

Wir nehmen die Genua runter und binden das zweite Reff ins Groß. Sicher ist sicher. So stehen wir in der Flaute auf der Stelle. Zunächst sieht es so aus, als würde auch dieses Gewitter seine Richtung ändern und uns verschonen. Aber dann nähert sich ein Geräusch wie eine einfahrende U-Bahn und wird schnell lauter. Innerhalb von Sekunden befinden wir uns in einem Wolkenbruch, der aus dem aufgetuchten Teil des gerefften Großsegels einen 10 Liter Eimer Wasser nach dem anderen auf unsere Füße zu kippen scheint. Es sind wirklich Unmengen Wasser, die in kürzester Zeit auf uns niederprasseln. Und dann kommt der Wind. Zunächst schwach, später surfen wir mit dem 2-fach gerefften Groß mit über 8 Knoten wieder weg von Bagenkop. Wir wollen nicht in eine Legerwall-Situation geraten und nehmen lieber Kurs raus auf die freie See.

Die Wellen können sich nicht so schnell aufbauen, so dass die Fahrt bei viel Wind und glatter See tierisch Spaß macht.

Katrin: Und während ich in der Ecke der Plicht auf dem Boden sitze und hoffe nicht vom Blitz erschlagen zu werden, und hoffe, dass es nicht noch mehr Wind gibt und das zweite Reff reicht, sitzt Thomas an der Pinne und strahlt bis über beide Ohren wie toll sich die Polka hält. Manchmal wundere ich mich.

Die Blitze machen uns allerdings doch etwas Sorgen. Zum Glück sehen wir sie bei diesem Regen nicht, sondern hören nur das permanente Grummeln und Donnern. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Der Wind nimmt wieder ab und wir trauen uns, zurück zum Land zu steuern.

So langsam geht’s wieder

Derartige Böen dürfen uns auf keinen Fall in der Hafeneinfahrt oder bei der Liegeplatzsuche erwischen. Das könnte leicht Bruch geben. Daher warten wir die zwei folgenden Gewitter, die uns nur am Rande erwischen, noch ab, bevor wir gegen halb zwölf nachts sicher in Bagenkop einlaufen. Hier sieht es alles ganz friedlich aus, scheinbar hat kein Gewitter den Hafen erreicht. Es wird sogar noch gegrillt. Manchmal sind es wenige 100 Meter, die zwischen Unwetter und grillen liegen.

Klatsch nass und noch im Ölzeug zahlen wir heute Abend am Automaten unsere Hafengebühr und trinken unser Anlegerbier. Dann geht’s auch schon ins Bett. Aufregung macht müde.

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