Logbuch

Meine erste Fahrt Einhand

Einhand

Manchmal ist es ja so, dass man eine Idee loslassen muss, damit sie sich verwirklicht. Den Gedanken, Einhand mit der Polka zu segeln hatte ich schon abgehakt. Aussenborder zu sperrig, das Groß läßt sich super schwer hochziehen. Das Boot ist einfach eine Nummer zu groß für mich. Der Sommerurlaub Wandern in Schweden ist gebucht.

Und nun ist ein sonniger Tag ohne Wind und mich packt der Tatendrang. Heute geht es raus Segeln und bloß nicht weiter darüber nachdenken. Im Hafen angekommen kommen die Zweifel aus den Löchern gekrochen, aber die gewohnten Handgriffe beim Vorbereiten des Boots wirken beruhigend. Ich kann das doch alles. Das wär doch gelacht. Alles fertig, nun nur noch den Außenborder anwerfen. Doch unser nagelneuer Mercury Saildrive, der sich sonst zu zuverlässig zum Dienst gemeldet hat, verweigert diesen. Ich fluche und ziehe ein ums andere Mal am Startseil. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Inzwischen brennt die Sonne und ich bin durchgeschwitzt. Muss ich wohl mal den Chef anrufen, ob der einen Tipp hat.

Zündkerze ausbauen und an allem mal wackeln. Nee, Motorbasteln war heute nicht geplant. Ich wackle an allem mal rum. Nichts zu machen. Ich überlege, einen der jungen Kerle um Hilfe zu bitten, die sich ein paar Boote weiter zur Ausfahrt bereit machen. Aber das würde die Machbarkeitsstudie unterlaufen. Ich will das alleine schaffen und bin jetzt richtig wütend und da hat der Motor ein Einsehen und springt schnaubend an. Uff. Erst mal durchatmen und dann Leinen los.

Aus dem Hafen fahre ich ohne Probleme. Selbststeueranlage anschließen und das Groß hochziehen. Mist, das Groß bekomme ich nur bis zum zweiten Reff gesetzt. Als ich aufgebe und mich wieder in die Plicht setzte sehe ich, dass das zweite Reff ja auch noch vom letzten Törn eingeschlagen ist. Ach was solls. Motor aus, Fock hoch und ….

Ich segle ganz allein auf der Ostsee und plötzlich überfällt mich ganz unerwartet ein Gefühl zwischen Stolz und Glück. Wau, Einhandsegeln ist cool. Sogar bei Flaute mit dem zweiten Reff im Groß. Ich lasse die Selbststeueranlage steuern und genieße das Leben. Dann wird es mir doch langweilig und ich übe das Wenden einhand.

Zurück vor der Hafeneinfahrt springt der Motor ohne Probleme an und das Hafenmanöver läuft einwandfrei. Machbarkeitsstudie abgehakt. Das lässt sich ausbauen.

Am nächsten Tag fahre ich mit meinem Sohn Karl raus und wir setzen zum ersten Mal alleine den Code 0. Ich glaube, ich habe jeden Fehler, den man machen kann zwei Mal gemacht, aber am Ende steht das Segel und zieht uns zügig über die Ostsee.

Jetzt freue ich mich auf den nächsten Schwachwindtag. Warum gehe ich eigentlich Wandern?

Eure Katrin