Logbuch

Mini Segeln – Männertörn auf der Ostsee

Seit 10 Jahren mache ich mit meinem Bruder einmal im Jahr einen Männertörn. Oft haben wir noch jemanden mitgenommen, aber auf dem Mini wird’s mit drei Erwachsenen schon recht eng.

In Kiel habe ich mich zunächst mit Katrin bei AWN getroffen. Mit einem Mini segeln ohne vorher irgendwas vom letzten Törn zu reparieren? Vergiss es, das klappt äußerst selten. Dieses Mal war es das Großfall, das sich im Umlenkblock verklemmt hatte und nicht nur den Block verbogen hat, sondern selbst auch bis zum Kern eingerissen war. Also schnell Ersatz kaufen. Außerdem haben wir noch einen Bootsmannstuhl mitgenommen. Das Fall ist als Flaschenzug angebracht. Ein Ende ist im Masttop befestigt. Dann geht’s runter durch eine Rolle, die am Groß befestigt ist, wieder hoch und dann erst durch den Mast nach unten. Das neue Fall muss also mit dem Ende im Masttop befestigt werden.

Das Fall ist verschlissen

Mein Bruder Rü kam gegen Abend bei Katrin an. Am nächsten Morgen sollte es früh losgehen. Also Begrüßungsbier, eine Kleinigkeit Essen und dann ab in die Betten.

Der Freitag startete dann erst einmal mit Mini Reparieren. Wir wollen das neue Fall anbringen. Leider war Katrin zu schwer oder die Winsch ist doch zu schwach auf der Brust. Erst mit zwei Winschen hatte ich ein gutes Gefühl. Wir mussten Katrin, sie ist natürlich die Leichteste, mit dem Fock- und dem Spifall hochwinschen.

Katrin im Mast
Katrin im Mast

Das Spifall ist auf 7/8tel angeschlagen. Ganz hoch klappte also schon mal nicht und da der Werftbesitzer sich vehement geweigert hat mich mit dem Kran in den Mast zu heben, konnten wir das Anschlagen des neuen Falls im Masttop vergessen. 7/8 tel ist halt nicht 1/1tel. Katrin musste dann bewaffnet mit einem Messer am Ende vom Bootshaken angetapt das Fall abschneiden. Das Fall liegt somit einfach, ohne Flaschenzug. Müssen wir so schnell wie möglich ändern, weil alleine für Katrin das Groß so nicht handhabbar ist.

Um halb eins sind wir endlich losgefahren. Da der Samstag mit Böen in Sturmstärke angesagt war, haben wir uns für Sonderborg entschieden. Sich in einer Stadt einwehen zu lassen hat schon Vorteile.

Zunächst kam der Wind aus Nordost. Die Fahrrinne haben wir nur mit Groß und Genua gequert. Rü saß wie fast immer an der Pinne angewachsen, während ich am Gennakerbaum rumgebastelt habe. Direkt hinter der Fahrrinne hieß es dann Code Zero raus. Schnell drehte der Wind auf West und später auf Südwest. Also Code Zero wieder einrollen. Dafür brauche ich gefühlte 10 Minuten. Der Code Zero verdreht sich immer um die Tagleine an der er untern angebracht ist. Morgen ist wieder Umbauen angesagt, da versuche ich die Leine doppelt zu nehmen, damit sie steifer ist. Dann aber schnell das nächste Segel hoch, den Code 5. Rü bekam langsam Spaß an mir. Sah aber auch wirklich so aus als wollte ich erstmal alles zeigen, was wir an Segeln zu bieten haben.

Bis zum Leuchtturm Kalkgrund am Anfang der Flensburger Förde haben wir es dann auch komplett ohne Manöver geschafft. Dann erst wurde die erste leicht verbockte Halse notwendig. Muss mich wieder an die Backstagen gewöhnen. Nach der zweiten Halse, die schon deutlich besser ablief, hatten wir dann auch genau Kurs auf die Marina von Sonderborg, wo wir nach 6 Stunden Fahrt um 18:30 Uhr sicher anlegen konnten. Immerhin ein Durchschnitt von über 6 Knoten.

Abends gab’s noch selbst eingekochte Reispfanne. Dazu stelle ich euch demnächst ein paar Rezepte zusammen. Echt super. Durchs Einkochen kann man gesunde Nahrung auch auf einem Boot ohne Kühlschrank lange aufbewahren. Toll sind auch die Glaskuchen, die ich extra noch gebacken habe. Bleiben angeblich bis zu 6 Monaten haltbar. Aber nur, wenn man sie irgendwo vergisst ;-}.

Eingekochte Reispfanne
Eingekochte Reispfanne

Über Nacht zieht dann schon das erste von vielen Regengebieten durch. Der nächste Tag beginnt stürmisch und unangenehm. Den ersten Schreck gibt‘s gleich nach dem Frühstück. Meine Schwimmweste löst unerwartet aus. Zum Glück haben wir immer Ersatz an Bord. Die großen Patronen für unsere 275N Westen gibt es hier nämlich nicht zu kaufen.

Rettungswestenalarm
Rettungswestenalarm

Später werkeln wir am Gennakerbaum und an der Befestigung für den Code Zero. Außerdem üben wir Spleißen und bauen Softschäkel. Zwei Mal geht’s die paar Kilometer in die Stadt. Einmal zum Bummeln und abends zum Essen. Burger und Tuborg classik, lecker.

Am Sonntag bläst es noch ganz gut, aber wir wollen weiter. Oder besser gesagt zurück. Am Montag müssen wir gegen Mittag die Heimreise antreten. Also zurück in Richtung Kiel. Heute ist Mini-Wetter. Am Wind mit einfach gerefftem Groß, der Genua und dem Code Zero, der nach dem Basteln übrigens super steht, sind wir fast die Schnellsten.

Fast, weil uns grade heute ein Dragonfly begegnet. Manchmal glaube ich, die üben cool Sitzen, wenn sie einen überholen. Können wir den Tag aber auch öfters üben. Mit bis zu 9 Knoten geht’s auf einem Amwindkurs Richtung Damp. Unter Anderem versägen wir ganz knapp ein 40 Fuß Boot. Kurz vor Damp schläft dann der Wind zwischenzeitlich komplett ein und ich werfe einen Blick aufs Handy. Die Windfinder-App gibt für morgen früh wieder in Böen 8-9 Windstärken aus. Wir beschließen zurück nach Wendtorf zu fahren und ggf. morgen früh wieder rauszufahren.

Vor der Fahrrinne frischt der Wind dann glücklicherweise wieder auf. Mit 6 bis 7 Knoten Speed müssen wir nochmal abdrehen. Zwei Frachter knallen kurz vor uns durch. Und weil‘s jetzt schnell gehen muss, fahren wir unsere allererste Wende mit dem Code Zero. Kein Problem! Ich werfe Genua und Code Zero vor der Wende los und danach bändige einfach ein Segel nach dem anderen und fertig. Hatte ich mir tüdelliger vorgestellt.

Der Code Zero steht
Der Code Zero steht

Der Rest der Fahrt verläuft kurzweilig. Im Hafen treffen wir uns nochmal mit Katrin und gehen schön in Laboe Essen. Was gibt’s schöneres als Fischessen mit Blick aufs Wasser? Lecker Hafenbier dazu.

Der nächste Tag, wer hätte es gedacht, war relativ windarm, aber regnerisch. Also Frühstücken gehen, Packen, Boot in Ordnung bringen und dann los.

Schön war‘s, auch wenn uns quasi der Samstag Segeln fehlte. Was bleibt ist die Freude auf den nächsten Törn. Und der kommt ja bald. Eine Woche Powerüben mit Katrin. Wir melden uns…

 

Männertörn erster Tag

Jahr:          Reise Nr. :
Datum: 07-06-2019
Ausgangshafen :          Zielhafen :
Distanz: 38 sm    signifikantes Wetter: windig

Wendtorf

Männertörn Hafentag

Jahr:          Reise Nr. :
Datum: 08-06-2019
Ausgangshafen :          Zielhafen :
Distanz: 0 sm    signifikantes Wetter: In Böen Sturm

Gennakerbaum

Männertörn dritter Tag

Jahr:          Reise Nr. :
Datum: 09-06-2019
Ausgangshafen :          Zielhafen :
Distanz: 38 sm    signifikantes Wetter: freundlich

Segel