Logbucheintrag

Abendstimmung auf der Schlei

Jahr:         
Datum: 22-06-2019
Ausgangshafen :          Zielhafen :
Distanz: 41 sm    signifikantes Wetter: sonnig

Samstag – lass jeden machen, wie er meint

Der Urlaub neigt sich langsam dem Ende zu. Wir wollen die Zeit noch etwas genießen und da das Wetter super ist, legen wir die Matratzen und Schlafsäcke nach draußen und machen uns auf den Weg, heute mal ordentlich zu frühstücken.

Manchmal muss man die Matratzen trocknen

Bäcker Puck hat eine schöne Backstube nicht weit vom Hafen. Hier waren wir schon oft. Man kann so herrlich draußen sitzen und Leute begucken während man ein günstiges, aber leckeres Frühstück genießen kann. Ich muss an meinem Outfit arbeiten. Als ich mit unseren beiden Frühstückstabletts rauskomme meint ein anderer Gast ich sei der Kellner. Er wird echt knurrig, als ich ihm unser Frühstück nicht abtreten will. Am Ende beruhigt sich alles und er holt sich sein eigenes Frühstück drinnen ab.

Unser heutiges Ziel ist Schleimünde. Wir bereiten uns viel zu wenig auf die Fahrt vor und schippern ganz gemütlich, heute erst gegen zwölf Uhr, Richtung West. Bei nur wenig Wind, fast gegenan geht es gemächlich los. Die letzten Tage war ein großes Manöver in den Warngebieten Todendorf und Putols die daher für die Schifffahrt gesperrt waren. Das hätte einen weiten Umweg bedeutet. Aber heute pünktlich um 12:30 ist die Natoübung beendet und wir können den geraden Weg nehmen. Mit uns nutzen noch einige andere das Zeitfenster und segeln nach Westen. Einige wollen sicherlich zur Kieler Woche, die heute beginnt.

Mit einigen anderen, die auch Richtung Schlei oder Flensburger Förde unterwegs sind können wir uns messen. Sie sind gar nicht schlecht unterwegs und halten gut mit, bis der Wind einen kleinen, aber für uns ausreichenden Dreher auf Süd macht. Ab da sind wir nicht mehr ganz hart am Wind unterwegs. Jetzt werden bei dem leichten Wind und der kleinen Welle die anderen zu Statisten degradiert. Als wir den Code 0 setzen, fahren wir 4 Knoten. Wir haben leider keinen Windmesser an Bord. Aber viel mehr als 4 Knoten Wind haben wir heute sicherlich auch nicht. Da haben die schweren, wenn auch viel größeren anderen Boote nicht den Hauch einer Chance.

So geht es Meile um Meile der Schlei entgegen, die weiter weg ist, als gedacht. Nächstes Mal doch besser die Karte studieren und mal rechnen. Der Wind dreht auf Ost und wir wechseln den Code 0 gegen den Code 5 aus. Heute hätten wir auch den großen Spi setzen können. Wenn man keinen Gegner hat, wird man schnell lethargisch. Wir denken einfach nicht daran.

Katrin in der Dämmerung

Die Fahrt ist so ereignislos, dass ich nichts weiter berichten kann. Erst gegen 22 Uhr, wir sind unter Segeln in die Schlei gefahren, versuchen wir unser Glück in Schleimünde. Klar, irgendwo hätten wir uns reinquetschen können. Aber die Giftbude war schon zu und wir hatten beide keine Lust auf Reinquetschen. Segel wieder hoch und weiter durch einen herrlichen Sonnenuntergang nach Maasholm. Ganz leise gleiten wir dahin. Das hat sich definitiv noch gelohnt.

Abends in der Schlei

Die Fahrt plätschert so dahin, ohne weitere nennenswerte Ereignisse. Erst gegen 22 Uhr fahren wir unter Segeln in die Schlei und versuchen unser Glück in Hafen von Schleimünde. Klar, irgendwo hätten wir uns zwischen zwei Boote quetschen können. Aber die Giftbude war schon zu und wir hatten beide keine Lust auf Reinquetschen. Segel wieder hoch und weiter durch einen herrlichen Sonnenuntergang nach Maasholm. Ganz leise gleiten wir dahin. Das hat sich definitiv noch gelohnt.
Erst kurz vorm Hafen bergen wir die Segel und werfen unseren Jockel an. Wir nehmen den erst besten Liegeplatz und machen uns auf, die Stadt nach etwas essbaren und einem kühlen Bier abzusuchen. Das Einzige was wir finden ist eine Raucherkneipe. Niemand beachtet uns als wir laut: “Moin“, durch die dichten Rauchschwaden sagen. Wir gucken uns an und sind uns beide einig, heute gibt’s doch wieder ein Dosenbier zum Einlaufen und irgendeine Kleinigkeit aus der Backskiste.

So sitzen wir an unserem letzten Abend da, reden kaum, beobachten die streitsüchtigen Möwen und genießen die Situation. Keiner von uns beiden möchte in diesem Moment woanders auf der Welt sein.

Beim Segeln ist es oft so. Manchmal hat man Stress und weiß gar nicht wo man anfangen soll und manchmal sitzt man nur da. Lässt die Gedanken kreisen. Die Diagnose eines Psychologen würde: „Zu sich selbst finden!“, lauten. Mir ist egal, was es ist. Was ich aber mittlerweile ganz klar sagen kann: „Solange wir rausfahren, wird es nie langweilig!“ Manche Segelboote könnten sicherlich Balkonkästen an die Handläufe auf dem Vordeck befestigen. Wenn man schon nie rausfährt, sollte man wenigsten etwas Frisches zu Essen haben. Klingt nach Vorwurf. Wenn ich so drüber nachdenke wäre ein Vorwurf aber total falsch. Immerhin raus. Ein Hobby haben und wenn es nur darin besteht, dass Boot für den Fall der Fälle fahrbereit und sauber da stehen zu haben. Was machen Dauercamper? Auch nicht mehr. Meine Eltern hatten früher auch einen Wohnwagen. Da sitzt man sehr viel davor und guckt gemütlich in die Welt. Und ist glücklich damit!

Es wäre falsch jemanden vorschreiben zu wollen, wie er sein Hobby ausleben soll. Da gibt es die, die fast nur im Hafen bleiben und das Boot als Ferienwohnung nehmen. Andere segeln bei 2-3 Bf kleine Strecken und sind damit glücklich. Die nächsten segeln wann immer es geht. Zum Beispiel den kompletten Chartertörn. Egal wie viel Wind weht. Oder die vielen Regattasegler, die auf ihren kleinen Jollen Dreieckskurse fahren. Tag für Tag. Sie alle haben ihren Spaß bei dem was sie machen. Ob auf dem Baggersee, der Ostsee, im Mittelmeer, oder irgendwo anders auf den Weltmeeren.

Alle machen lassen. Sollten wir auch für andere Lebensbereiche übernehmen.

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