Road to Svendborg und sonst

Windeffekte rund Fünen – oder wie nutzen wir den Wind beim Silverrudder 2018?

trockene Cumulus

Neben den Strömungen spielen natürlich auch Windeffekte eine große Rolle für uns, wenn wir beim “Silverrudder 2018 – Challenge of the Sea” Fünen möglichst schnell umrunden wollen.

Ich habe im Folgenden mal versucht, die für uns relevanten Windeffekte herauszusuchen. Aber denkt bitte daran, dass ich nicht vom Fach bin, sondern hier nur meine Vorbereitungen mit euch teilen will. Auch wenn ich mich wirklich angestrengt habe, besteht dementsprechend kein Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.

Sollte natürlich jemand von euch noch weitere Informationen haben, die für den Kurs Rund Fünen interessant sind, schickt mir was ihr habt. Ich baue das super gerne mit in den Artikel ein, oder lege einen weiteren Artikel an. Würde mich sehr freuen, wenn ich hier eine Diskussion angestoßen hätte.

  1. Küsteneffekte
    1. Küstenkonvergenz
    2. Leitplankeneffekt
    3. Landschutzeffekt
    4. Leitplankeneffekt
    5. Staueffekt
    6. Kapeffekt
    7. Düseneffekt
    8. Land- und Seewind
  2. Wolkeneffekte
    1. Cumuluswolken
      1. Trockene Cumuluswolken
      2. Nasse Cumuluswolken
    2. Wolkenstraßen

Küsteneffekte

Unter den Küsteneffekten habe ich mal alles zusammengefasst, das durch die Uferbeschaffenheit entsteht und was meiner Meinung nach für den Kurs Rund Fünen für uns von Belang sein kann.

 

Küstenkonvergenz

Die Küstenkonvergenz hängt damit zusammen, dass der Wind sich über Land durch die Bodenreibung etwas abschwächt, aber auch auf der Nordhalbkugel nach links dreht. Das liegt an der Korrioliskraft, die den Wind nach rechts ablenkt und bei schwächerem Wind schwächer wirkt. Also wird der Wind bei schwächerem Wind weniger nach rechts abgelenkt.

Stehen wir mit dem Rücken zum Wind und liegt das Land jetzt auf unserer rechten Seite, können wir den Effekt für uns nutzen.

Küstenkonvergenz
Küstenkonvergenz – Stellen wir uns mit dem Rücken zum Wind und ist das Land rechts von uns, verstärkt sich der Wind an der Küste.

Direkt an der Küstenlinie, wo der Wind vom Land und von See zusammenläuft, verstärkt er sich. Natürlich ist der Effekt größer, je länger und gerader die Küste ist. Wird also für Rund Fünen eher im Großen Belt von Bedeutung sein. Weht der Wind im großen Belt beispielsweise aus nördlichen Richtungen, wird direkt an der Küste Fünens der Wind stärker sein als weiter draußen.

 

Küstenkonvergenz

 

Übrigens kann der Wind sich natürlich abschwächen, wenn das Land bei unserem kleinen Test auf der linken Seite ist. Dann nämlich läuft der Wind an Land Richtung Land und der Wind in der Konvergenzzone schwächt sich ab. In dem Fall bleiben wir lieber von der Küste weg. Also kommt der Wind im Großen Belt aus Süd, bleiben wir etwas von der Küste Fünens weg.

Die Linksdrehung des Windes über Land macht für uns noch eine andere Überlegung wichtig. Fahren wir an Steuerbord oder Backbord an einer Insel wie z.B. Bågø im kleinen Belt vorbei? Kommt der Wind beispielsweise aus Nord und wir umrunden Fünen im Uhrzeigersinn, dann kommen wir an Steuerbord von Bågø eventuell ohne zu kreuzen aus, wogegen an Backbord der Wind direkt von vorne kommt. Es kommt hier natürlich auch etwas auf die Windstärke an. Weht kaum Wind, habe ich lieber etwas Wind von gegenan als gar keinen Wind schräg von vorn.

Küstenzonvergenz

Leitplankeneffekt

Der Effekt entsteht, wenn der Wind schräg auf das Land trifft. In dem Fall wird er nahe der Küste so abgelenkt, dass er nahezu parallel zur Küste läuft, verdichtet wird und dadurch an Stärke zunimmt. Dieser Effekt umso stärker, je höher die Küstenlinie ist und je länger der Küstenabschnitt einen geraden Verlauf hat.

Leitplankeneffekt
Leitplankeneffekt – Fällt der Wind schräg auf das Land ein, so verdichtet und verstärkt er sich an der Küste.

Aber welche Seite am nördlichen Ausgang des kleinen Belts oder an Lyo vorbei nehmen wir denn nun, wenn der Wind nicht genau von hinten kommt? Auf der einen Seite haben wir dann den Leitplankeneffekt, auf der anderen Seite die Küstenkonvergenz.

Ich versuche das mal an einem Bild zu verdeutlichen:

Leitplanke oder Konvergenz?
Was nutzen wir für uns aus? Leitplankeneffekt oder Küstenkonvergenz?

Ich denke, es kommt darauf an. Im Bereich der Küstenkonvergenz ist der Wind, wenn er nicht direkt entlang der küste weht, durch die Landabdeckung eher schwächer, dafür aber etwas mehr von der Seite. Mit unserem Mini 6.50 wollen wir sicherlich nicht genau vor dem Wind fahren. Auf der anderen Seite kommt es auf die Windstärke an. Ist wenig Wind, nutzt man evtl. den Leitplankeneffekt, wenn es nicht zu viel Umweg ist. Am Ende ist es gut, die Effekte zu kennen und zu Wissen, worauf man sich im Einzelfall einlässt.

 

Landschutzeffekt

Hierunter versteht man die Abschwächung des Windes durch Reibung über Land. Weht der Wind also vom Land in Richtung See, dann ist er an Land und auch noch an der Küstenlinie schwächer, als weiter draußen auf See. Dazu kommt noch eine zunehmende Böigkeit des Windes, die bei höheren Küsten noch deutlich verstärkt wird. Bedenken wir die Rechtdrehung über Land, kommt der Wind aber auch etwas anders. Aber das hatten wir ja schon bei der Küstenkonvergenz und dem Leitplankeneffekt.

 

Staueffekt

Bei auflandigem Wind gibt es den Staueffekt, der bei Steilküsten bis einige 100 Meter auf See zu einem Luftstau führen kann. Bei auflandigem Wind und Steilküste bleiben wir lieber etwas weiter weg vom Land.

 

Kapeffekt

Der Effekt tritt gerne an Kaps mit Steilküste auf. Weht der Wind am Kap vorbei, verstärkt er sich am Kap deutlich. Achtung, hinter dem Kap gibt es oft umlaufende Winde. Wir sollten hinter einem Kap also nicht gleich nah unter Land fahren. Im kleinen Belt müssen wir etwas aufpassen, wenn wir um eine Kurve müssen, dass wir nicht in umlaufende Winde geraten. Müssen wir an einem Kap vorbei, gibt es zwei Szenarien: Der Wind kommt von vorn oder von hinten.

Kommt der Wind von vorn, so fahren wir bis kurz vor das Kap und wenden dann, sobald der Wind etwas schwächer wird, so dass wir nicht in den Bereich mit den umlaufenden Winden geraten.

Kommt der Wind von hinten, fahren wir quasi am Kap vorbei bis kurz hinter das Kap. Hier machen wir eine Halse, sobald der Wind etwas schwächer wird, so dass wir auch hier nicht in den Bereich mit den umlaufenden Winden geraten.

 

Düseneffekt

Ebenso interessant für uns ist der Düseneffekt. Er tritt auf, wenn die Luftströmung von beiden Seiten eingeengt wird. Also zwischen Inseln oder zwischen Inseln und Festland. Fahren wir an Engstellen z.B. im kleinen Belt vorbei, sollten wir bei wenig Wind von achtern unseren Kurs ggf. so wählen, dass wir die Passage mit hohen Uferkanten oder die schmalere Passage nehmen, da hier der Düseneffekt stärker auftritt.

Kommt der Wind von vorne, beispielsweise bei der Passage von Lyø oder Avernakø, dann sollten wir uns ggf. überlegen, lieber südlich von den Inseln vorbei zu segeln, da hier aufgrund des fehlenden Düseneffekts weniger Gegenwind zu erwarten ist und wir darüber hinaus auch noch mehr Raum zum Kreuzen haben. Das gilt natürlich besonders für unseren Mini 6.50, der ja bekanntlich das enge Kreuzen nicht so gerne hat.

Müssen wir gegen den Wind durch eine Enge fahren, müssen wir mit Düseneffekten rechnen. Wir steuern zunächst die Seite an, an der die Küste in Windrichtung rechts liegt. Da erwartet uns durch die Küstenkonvergenz ein etwas abgelenkter Wind, den wir nutzen können. Wir kommen so hart am Wind bis an die Engstelle heran. Dann kurz vor der Engstelle wenden wir und kreuzen in möglichst großen Schlägen durch die Engstelle.

Gegenan mit Düseneffekt
Gegenan mit Düseneffekt. Wir nutzen die komplette Breite aus.

 

Land- und Seewind

An den Effekt sollten wir uns immer erinnern, wenn am Nachmittag der Wind nachlässt und wir noch schnell wohin möchten, oder wenn wir in der Abendflaute noch ein paar Meter weiter segeln wollen.

Er ist eigentlich ganz einfach erklärt. Da, wo der Boden / die See wärmer ist, steigt Luft auf. Die aufsteigende Luft wird aus der Umgebung angesaugt. Der Effekt ist umso stärker je größer der Temperaturunterschied ist. Dabei sollten wir beachten, dass Wald eher wenig, Felder und Steine eher hohe Temperaturen im Laufe eines Tages erreichen.

Wasser ist ein guter Temperaturspeicher. Es verändert seine Temperatur nur sehr langsam. Erwärmt sich tagsüber das Land durch direkte Sonneneinstrahlung, steigt über Land die Luft auf. Sie wird von der kalten See an Land gesogen. Dieser Temperaturunterschied ist deutlich größer als der bei Nacht, wenn sich das Land abkühlt, die See aber eine konstante Temperatur behält.

Tagsüber nennt man den Effekt Seewind. Er kann im Sommer mehrere Beaufort ausmachen und weht von See in Richtung Land. Leider ist der Seewind nicht so einfach, wie er im Grundsatz erklärt ist. Es kommt nämlich auf die allgemeine Windrichtung an. Kommt dieser eher aus Richtung Land, ist das besser für den Seewind. Klingt erst einmal unlogisch.

Seewind
Ablandiger Wind facht den Thermikwind am Tag, den Seewind erst so richtig an.

Die vorstehende Grafik erklärt diesen Effekt aber sehr gut. Der Thermikwind schiebt sich quasi unter den allgemeinen Wind, den Gradientwind. Der facht den ganzen Prozess erst so richtig an. Sollten wir also einen heißen Tag mit wenig Wind bekommen, macht es Nachmittags Sinn, die Luvküste als Alternative heranzuziehen. Je nach Temperaturunterschied kann der Seewind bereits am frühen Nachmittag beginnen und bis zum frühen Abend andauern.

Nachts spricht man von Landwind. Er weht von Land in Richtung See und erreicht nur geringe Stärken, auch ist er nur sehr nah an der Küstenlinie zu finden.

Leider sind die Temperaturunterschiede im Frühjahr größer. Zum Silverrudder müssen wir schon warme Tage haben, damit wir aus diesem Effekt unsere Vorteile ziehen können.

 

Wolkeneffekte

Hier gibt es Effekte, die aufgrund von Wolkenkonstellationen entstehen und für uns von Belang sein könnten.

 

Cumuluswolken

Cumuluswolken deuten immer auf Instabilität hin, was wiederum starke Böigkeit des Windes nach sich zieht. Das die entstehenden Böen bis zu uns an die Wasseroberfläche kommen, geschieht meist unter Cumuluswolken, deren Unterseite nicht über 2000 Metern liegt und die nicht zu klein sind. Aber langsam. Cumuluswolken sind ja die großen Gebilde, denen man ansieht, dass sie voller Energie stecken. Man unterscheidet bei den Windeffekten zwischen nassen und trockenen Cumuluswolken. Beginnen wir mit den Trockenen.

trockene Cumulus
Das Bild ist mir heute bei mir zu Hause gelungen. Eine trockene Cumuluswolke.

Trockene Cumuluswolken

Trockene Cumuluswolken ziehen Luft von allen Seiten an. Die Luft schießt in ihrem Inneren wie in einem Schornstein nach oben. Da sich die Wolke bewegt, ist der Wind auf der Vorderseite der Wolke etwas schwächer. Die angezogene Luft und die Bewegung wirken einander entgegen! Unter der Wolke wird die Luft nach oben gesogen. Vertikal haben wir also auch da kaum Wind, den wir ausnutzen könnten. Wir bleiben unbedingt auf den Seiten oder hinter der Wolke.

trockene Cumulus
Die trockene Cumuluswolke. Vor der Wolke ist eher schwacher und darunter kaum Wind. Dafür finden wir an den Seiten und dahinter gute Winde vor.

Fahren wir einen Raumschotskurs, lassen wir uns nicht so von der Wolke überholen, dass sie direkt über uns hinwegzieht. Dann würden wir ja in den windarmen Bereich auf der Vorder- und Unterseite kommen. Wir versuchen, die Wolke an uns vorbeiziehen zu lassen. Das kann gerne recht nah geschehen.

Fahren wir einen Am Wind Kurs, ist es wohl einfacher, die Wolke an Steuerbord zu passieren. Das liegt an der Rechtdrehung von Böen, die wir dann auf der Rückseite mehr von der Seite als von vorne haben. Es ist sicherlich nicht ganz einfach, sich die Seite auszusuchen, auf der wir die Wolke passieren. Ich denke, wir haben genug damit zu tun, nicht genau unter oder vor die Wolke zu kommen. Wenn wir allerdings die Möglichkeit haben, merken wir uns, passieren wir sie an Steuerbord.

 

Nasse Cumuluswolken

Regnet die Wolke grade ab, dann fällt mit dem Regen kalte Luft nach unten. Der Wind weht also von der Wolke weg. Unter der Wolke ist es weiterhin recht windarm und außerdem nass. Da bleiben wir weg!

Hinter der Wolke bleibt eine Spur kalter, schwerer Luft, die sehr träge ist und wenig Bewegung hat. Da herrscht auch Windarmut, bleiben wir weg! Sollten wir aber mal unter oder hinter die Regenwolke, die nasse Cumuluswolke gekommen sein, sehen wir zu, schnellst möglich auf die Seite der Wolke zu kommen. Wir bleiben auf keinen Fall in der Spur der Wolke. Das bremst uns zu sehr aus!

Kommt die Wolke schräg von vorne, halten wir auf sie zu, bis der Wind zunimmt und sich beginnt zu drehen. Auf der Vorderseite ist der Wind am stärksten, den wollen wir ja ausnutzen. Gegebenenfalls kreuzen wir auf sie zu, bis wir die Windzunahme und die Winddreheung spüren. Dann fahren wir eine Wende, so dass wir am Rand der Wolke an ihr vorbei segeln. Nicht auf dem Bug bleiben und dann unter die Wolke geraten.

Eine nasse Cumuluswolke haben wir demnach am Liebsten neben uns oder wir sind davor, nie wollen darunter oder dahinter sein. Da herrscht brauchbarer Wind. Aber aufgepasst, der Windeffekt  ist deutlich ausgeprägter als bei einer trockenen Cumuluswolke. Außerdem kann er größere Ausmaße (bis zu drei Seemeilen) haben.

nasse Cumulus
Eine Regenwolke hat hinter und unter ihr wenig Wind. Am meisten Wind ist vor der Wolke.

Übrigens, je tiefer die Unterseite der Wolke ist und je höher sich die Wolke auftürmt, desto stärker die Windgeschwindigkeiten. Tiefe Gewitterwolken, die ja eine enorme Höhe erreichen können, haben schon ein recht großes Windpotential und wir sollten lieber früh genug reffen, wenn die im Anmarsch sind. Am besten ist, wir verschwinden ganz, wenn eine Gewitterwolke zu sehen ist. Wir sind ja keine Profis, die sich über derartige Winde freuen würden.

Für Regenwolken gibt es noch eine kleine Eselsbrücke: Je dunkler die Regenwolke ist, desto mehr Regen und je heller sie ist, desto mehr Wind hat sie dabei.

 

Wolkenstraßen

Unter Wolkenstraßen versteht man sehr hohe Cumuluswolken, die Stratocumuluswolken. Sie sind recht aufgelockert mit größeren Lücken und kommen meist auf der Ostseite von Hochdruckgebieten oder der Rückseite von Tiefs vor. Der Wind ist in den Wolkenlücken deutlich stärker und rechtgedreht als unter den Wolken. Da die Wolkenlücken mehrere Seemeilen betragen können und die Windunterschiede deutlich sein können, versuchen wir auf jeden Fall zwischen den Wolken zu bleiben. Aber das kennen wir ja schon von den Cumuluswolken.

 

 

Katrin und ich werden die Effekte jedenfalls diesen Sommer ausprobieren. Wir wollen zur Vorbereitung auf das Silverrudder Fünen in beide Richtungen umrunden. Wir werden euch berichten, wie wir die Windeffekte kennengelernt haben und wie wir sie in der Praxis für uns nutzen können. Und wie immer gilt, wenn ihr ergänzende oder verbessernde Anmerkungen habt, oder vielleicht schon Erfahrungen rund Fünen gemacht habt, schreibt gerne einen Kommentar und unterstützt uns und andere bei der Vorbereitung auf das Silverrudder 2018. Wir werden die Infos gerne mit in den Text einarbeiten.

 

Buchempfehlungen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert