Gedanken

Wenn der Motor aus ist, ist Urlaub

Code 5

Kennt ihr das? Ich fahre in den Urlaub, gehe ins Hotelzimmer und packe den Koffer aus. Oder ich komme auf dem Campingplatz an, stelle den Wohnwagen richtig oder baue das Zelt auf. 

Bis dahin hat man noch eine seltsame Anspannung oder Unruhe. Dann plötzlich fällt der Vorhang. Das kann die Flasche Bier nach dem Zeltaufbau sein oder man macht es sich zum ersten Mal im Urlaub auf einer Liege am Pool bequem. Dann ist Urlaub. Alles vergessen, alles egal. Man guckt sich um und ist mit sich und der Welt im Einklang.

Genau so oder noch intensiver geht es mir auf dem Segelboot. Dabei ist es mir egal, ob ich mit der Jolle auf der Möhne selge oder mit der Polka auf der Ostsee. Sobald die Segel stehen und das Boot die erste Fahrt macht, denke ich nicht mehr an Arbeit oder Alltagsprobleme. 

Sobald die Segel stehen und das Boot die erste Fahrt macht, denke ich nicht mehr an Arbeit oder Alltagsprobleme. 

Stellt euch die folgende Situation vor. Wendtorf, lange Hafeneinfahrt, der Außenborder knattert. Katrin steuert und ich packe die Leinen ein und bereite schon mal das Groß vor. Die Wellen kommen von vorne, das Boot beginnt zu schaukeln und in den Wellen zu tanzen. An der Ansteuerungstonne drehen wir leicht ab, um genau gegen den Wind das Groß zu setzen. Bei unserer Kiste ein anstrengendes Unterfangen. Das Boot springt mittlerweile über jede Welle. Katrin fällt etwas ab, das Groß nimmt seine Arbeit auf. Ich mache den Motor aus. Stille. Nur noch Wasser und Windgeräusche. Schnell den Motor hochklappen. Die Polka läßt sich nicht lange bitten. Direkt geht’s auf über 4 Knoten. Dann die Genua. In Sekundenschnelle steht auch sie perfekt im Wind. Die Logge klettert auf gute 6. Das Boot ist schlagartig ruhig. Wir auch. 

Naja so ganz ruhig sind wir auf der Polka dann doch nicht. Schnell kommt die Fahrrinne mit den dicken Pötten näher und wir suchen uns ein Loch zum Durchflutschen. Dann den Gennaker setzen. Also Gennakerbaum raus, Segel aus der hintersten Ecke hervorkramen und hoch damit. Wenn der erstmal steht, gibt’s immer was zu trimmen und zu tun. Es dauert eine ganze Weile, bis wir das erst Mal ruhig dasitzen können und uns einen Kaffee kochen oder einfach mal nichts tun. Meist fällt das hinten rüber, weil es immer etwas wichtigeres zu tun gibt.

Diese Gefühl Motor aus und Urlaub, also die genaue Sekunde, wann der innere Schalter umgelegt wird, hatten wir eher bei der Argo oder der Wasserläufer. Da verhielt sich die Sache etwas anders. Da haben wir die Segel gesetzt und den Motor ausgestellt. Danach war schlagartig Ruhe. Heute wäre die richtige Überschrift vielleicht: Motor an und dann ist man so abgelenkt, dass der Urlaub unbemerkt aber intensiv beginnt.

Frühstück an Bord
ThomasDeckshand, Maschinist, Bootsmann

Der Post ist die Vorlage für diesen Post von Katrin: Wenn der Motor aus ist, ist Urlaub.

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